skyplace - markus heinsdorff
A Zeppelin made of bamboo, which is mounted on a surface of water in Bali, made by local craftsmen - with this art form, which does not develop any practical utility, Markus Heinsdorff has created a piece of utopia that works on several levels. Especially the incongruity of form and function, the obvious contradiction between European and Asian associations and ideas, makes the installation "Skyplace" a poetic-pictorial monument of the emerging global understanding of the world.
Die in Deutschland im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gebauten Luftschiffe galten als friedliche, schwerfällige Riesen des Luftverkehrs. Der Mythos der fliegenden Zigarren hat bis heute kaum etwas von seiner Faszination verloren. Ja das abrupte Ende der Zeppelin-Ära nach dem schrecklichen Unglück von Lakehurst hat den Wunsch nach den Elefanten des Himmels nicht stillen können.
Markus Heinsdorff ruft mit seinem stehenden Luftschiff die Erinnerung an diese Leichtmetall-Körper zwar wach, doch er tut es mit dem von der Natur bereitgestellten Material Bambus und mit den für diesen Baustoff entwickelten uralten Handwerksmethoden des asiatischen Raums.
Die aerodynamische Form des Luftschiffs wächst auf fast natürliche Weise aus dem Material heraus.
In seinen ersten Plänen für den Baustoff Bambus hat Heinsdorff eine große begehbare Kugel entworfen. Er wollte zeigen, dass sich die vollkommenste stereometrische Form fast spielerisch leicht mit natürlich gewachsenen Baustoffen realisieren lässt; er hätte also eine typisch abendländische Idealvorstellung mit den improvisatorisch freien Handwerkstechniken Asiens verwirklicht.
„Skyplace“, das 27 Meter lange und 5,50 Meter hohe Luftschiff, ist eine Modifikation dieses Traums. Mit der langgestreckten aerodynamischen Form und den 18 schlanken Stützen, die wie die Beine eines Tausendfüßlers wirken, bringt Heinsdorff das Element der Bewegung in die ruhende Idealkonstruktion hinein. Die Sechsecke aus Bambusrohren fungieren nun nicht mehr als Waben der Außenhaut, sie bilden mit ihrem Durchmesser selber den Hohlkörper, stehen aufrecht in einer Reihe hintereinander und formieren so einen perspektivischen Tunnel, der durch die verbindenden Längsrohre zur lockeren Zylinderform ergänzt wird. In der Luft gehalten wird dieses filigrane Rohrgebilde, das sich an seinen beiden Enden verengt und schließlich wie eine Apsis schließt, durch achtzehn leicht schräg im Wasser stehende Stützen, die den Körper durchstoßen und sich im Inneren zu neun steil pyramidenförmigen Konstruktionen zusammentun; in diese spitz zulaufenden Dreiecke ist der Besuchersteg eingehängt. Alle Verbindungen zwischen den einzelnen Konstruktionselementen sind mit traditionellen handwerklichen Methoden geschaffen worden.
Die allseits durchsichtige, luftdurchlässige, an schlanken Stützen aufgehängte Konstruktion wird so zur naturhaft idealen Verbildlichung des Wortes „Luftschiff“. Natürlich sieht jeder Betrachter, dass das aufgebockte Ding nicht wirklich fliegen kann oder will; doch man spürt: Es wäre ein Leichtes, das filigrane Gebilde in die Höhe zu heben oder auf Rädern fortzuziehen. Auch dass das Luftschiff innnerhalb von wenigen Stunden abmontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann, gehört zur virtuellen Mobilität dieses Flugobjekts.
So wird das Kunstwerk „Skyplace“, ähnlich wie Graf Zeppelins zeichnerische Urvision eines Starrluftschiffs am Beginn der Mobilisierung der Lüfte, zum bildhaften Symbol für den Traum, ohne gewaltsame Anstrengungen sich über die Erde zu erheben und dort fortzubewegen. In seiner technizistischen Version hat dieser Traum 1937 ein so dramatisches Ende genommen, dass es viele Jahrzehnte gedauert hat, bis die alte Utopie mit neuen Inhalten gefüllt werden konnte. In der handwerklichen Ausformung dieses Symbols, die Markus Heinsdorff mit naturgegebenen Materialien initiiert hat, wird etwas von dem alten ätherisch-ikarischen Traum physisch nacherlebbar.
Wer sich in den fast nur graphisch existierenden, von schlanken Rohren definierten Tubus über dem Wasser hineinbegibt, der spürt, wenn er durch die weiten Öffnungen zwischen den Stangen hinausblickt in die Umgebung, hinauf in den Himmel und hinab auf das Wasser, das noch einmal den Himmel spiegelt und die Bambuskonstruktion verdoppelt, eine intensive Form der Freiheit, ja des Ausgesetztseins im Ungewissen, etwas, das man als Fluggefühl empfinden kann, ja eine Andeutung von Schwindel und Höhenangst. Das atemberaubende Gefühl des Schwebens, das die Passagiere der großen Luxus-Zeppeline hatten, wenn sie durch die schrägen Panoramafenster senkrecht hinunter auf die Erde oder aufs Meer blickten – die Besucher des „Skyplace“ bekommen eine sinnliche Ahnung davon.
Heinsdorffs schwebendes Bambusgerüst über dem gefluteten Reisfeld ist also sehr viel mehr als nur eine künstlerische Hommage eines Europäers an die großen Kulturtraditionen Asiens, es ist die bildnerische Anverwandlung eines alten Menschheitstraums mit den Mitteln asiatischer Handwerkstechnik. Es schlägt also den Bogen über den Grafen Zeppelin zurück bis zu Dädalus und Ikarus und baut eine Brücke nicht nur zwischen den Zeiten, sondern auch zwischen den Kontinenten.
But apart from everything that can be thought of in cigar form, "Skyplace" with its water- and wind-permeable elegant body, with the pull of its geometrical interior perspective, with the succession of trilobals and hexagons connected in series, is the illusionist constrictions the ends and the small rings as vanishing points, a picture of high suggestion, a realized airlock, a walk-in three-dimensional construction sketch on a scale of 1: 1, a piece of transparent architecture that conveys a physical feeling for the uncertainties of the open space.
Wolfgang Wall
art historian, works as a freelance journalist